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Gelebte Völkerverständigung

Polnische Schüler mit guten Deutsch-Kenntnissen haben Chancen auf Ausbildungsplatz

Polnische Schüler mit guten Deutsch-Kenntnissen haben Chancen auf Ausbildungsplatz Rastatt (mhol). „Durch die Begegnung junger Menschen bauen wir Europa“, dies betonte Schulleiter Gerold Wendelgaß bei der Präsentation des gemeinsamen Projekts „LED-Beleuchtung E-Buggy“, welches Schüler der Jahrgangsstufe eins der Josef-Durler-Schule Rastatt und Schüler der Technischen Oberschule aus Novy Targ in Polen gemeinsam vorstellten. Seit vergangenem Samstag sind acht polnische Schüler und zwei Lehrer zu Gast in Rastatt. Organisiert hatte den Austausch, der bereits zum zweiten Mal stattfindet, Lehrerin und Europabeauftragte Heike Ainley.

„Am Anfang haben wir ein wenig gefremdelt“, erzählt eine Schülerin, „aber jetzt sind wir traurig, wenn sie am Donnerstag wieder heimfahren“. Auch ihr Mitschüler findet den Austausch eine „tolle Erfahrung“. „Verständigt haben wir uns auf Englisch und wenn wir mit technischen Begriffen nicht mehr weiter wussten, haben wir Michael gefragt“. Michael ist der mitgereiste Deutschlehrer, der als Dolmetscher sehr gefragt war. Nicht nur Schule stand auf dem Plan des Austausches, am Sonntag stand eine Schwarzwald-Fahrt zu den Vogtsbauernhöfen und dem Ursprung der Schwarzwälder Kirschtorte auf dem Programm; das Rastatter Schloss wurde ebenso besichtigt wie das Daimler-Benz- Werk. Und auf Einladung des Paddelclubs Illingen gab es eine Paddelpartie auf dem Goldkanal mit anschließendem Grillen. Finanziert wurde der Aufenthalt durch Spenden. So unterstützte die Sparkasse Rastatt-Gernsbach mit 750 Euro, das Landratsamt stellte einen Bus zur Verfügung, ebenso die Carl-Benz-Schule Gaggenau und die Firma Hoffmann.

Gerold Wendelgaß ging bei dem Empfang auch auf den Fachkräftemangel ein, dessen Vorboten schon zu spüren sind. Er riet den polnischen Schülern „Fangt gleich morgen an, deutsch zu lernen, dann habt ihr gute Chancen in Deutschland einen Ausbildungsplatz zu bekommen“. Der Deutschlehrer aus Novy Targ hatte ihm nämlich erzählt, dass es selbst für gute und motivierte Schüler in Polen kaum Chancen auf einen Ausbildungsplatz gäbe. Ähnlich äußerten sich auch Michael Reichel von der Handwerkskammer und Josef Stößer von der IHK Karlsruhe. Er berichtete über die Bemühungen, Auszubildende im Elsass und in Spanien zu gewinnen. Uwe Kistner unterstrich, dass es für die Sparkasse Rastatt-Gernsbach ein Anliegen sei, gelebte Völkerverständigung zu unterstützen. „Das persönliche Kennenlernen kann auch in Zeiten von World wide web und Facebook nicht ersetzt werden“, so Michael Casper- Müller, als Dezernent im Landratsamt Rastatt für die Landkreis-Schulen zuständig. Gerold Wendelgaß versprach den polnischen Schülern, als Bindeglied zwischen Handwerkskammer und IHK zu fungieren, wenn denn Interesse bestünde und die Anforderungen (deutsche Sprachkenntnisse) erfüllt würden.

Er selbst freue sich immer aufs Neue auf den Austausch auch praktischer Erfahrungen, so habe ihn die Schulleiterkollegin in Polen auf die Möglichkeit eines elektronischen Klassenbuches aufmerksam gemacht. Für die 16 Schüler/innen galt es bei dem Projekt „innovative LED-Beleuchtung am E-Buggy“ in Zweier-Gruppen, die sich aus einem polnischen und einem deutschen Schüler zusammensetzten, die verschiedenen Arbeitsschritte zu planen und zu bauen, die notwendig sind, um funktionstüchtige Blinker, Strahler und Rückstrahler einzubauen.

Text: | Foto: Holbein