Am Anfang des Schuljahres nahm Prof. Dr. Thomas Weitin der Technischen Universität Darmstadt Kontakt mit Kolleg:innen der Jahrgangsstufe 1 auf, um Proband:innen für sein Projekt zu finden, in dem es darum gehen sollte, die Rolle von Gefühlen beim Verständnis von Literatur in der Schule auszuwerten. Denn „Lesen stärkt die Seele“, das wusste schon Voltaire.
Nach Rücksprache mit den Schüler:innen ließen sich etwa 50 von ihnen auf dieses Experiment ein.
Eingangs mussten diese einen Fragebogen ausfüllen, der ethische Entscheidungsfragen aufwarf. Die Proband:innen positionierten sich und erläuterten, welche Faktoren sie zu dieser Entscheidung führten. Außerdem bewerteten sie Gedichte und Kunstwerke.
Der empirische Test fand in der Woche vom 30.01. – 03.02.2023 statt. Hier sahen sich die Schüler:innen mit allerhand Technik konfrontiert, denn es sollte die unmittelbare Reaktion auf gelesenen Inhalte gemessen werden. So wurden sie „verkabelt“ und verschiedenste Werte erhoben. Der Hautleitwert und die Augenbewegungen, sogar die Veränderung des Lachmuskels und des Stirnrunzelmuskels wurden erfasst. Um Reaktionen auszulösen, bekamen die Proband:innen Textausschnitte aus dem Lehrplan der gymnasialen Oberstufe vorgelegt, genauer gesagt Auszüge aus der Pflichtlektüre „Corpus Delicti“.
Was zunächst sehr technisch und wissenschaftlich klingt, soll am Ende dazu beitragen, den Schüler:innen das Verständnis literarischer Texte im Deutschunterricht im Sinne eines kompetenzorientierten Lernens optimal nahe zu bringen.
Sowohl die Lernenden als auch die Lehrenden waren von dem Versuchsaufbau und der Zusammenarbeit mit den Mitarbeiter:innen der TU Darmstadt begeistert und schauen mit Spannung auf die Auswertung des Experiments, das Ende des Schuljahres übermittelt werden soll. Denn schließlich soll die Studie dazu beitragen, die Bedeutsamkeit des Literaturunterrichts sichtbar zu machen, nicht nur was die Themen angeht, sondern auch auf emotionaler Ebene.
Text: Susanne Früh
Fotos: TU Darmstadt