Die meisten kennen ihn von YouTube, wo er sein Wissen in kurzen Videos teilt: Mirko Drotschmann alias MrWissen2go war Mitte März live an der Josef-Durler-Schule und hat vor den 12. Klassen über Fakenews gesprochen.
Nach einer kurzen Begrüßung durch den Schulleiter Sven Teichmann sah sich Mirko Drotschmann etwa 100 gespannten Gesichtern gegenüber, denen er sich erst einmal kurz vorstellte. Die meisten waren überrascht, dass er seine Wurzeln ganz in der Nähe hat, nämlich in Ettlingen. Er berichtete kurz über seinen Werdegang: eigentlich komme er aus dem klassischen Journalismus, habe in Karlsruhe Geschichte und Kulturwissenschaft studiert und dann eine journalistische Ausbildung beim SWR durchlaufen. Seit 15 Jahren lebt er in Mainz und teilt seine Videos auf YouTube mit seinen mehr als zwei Millionen Followern.
Die GGK-Lehrerin Lisa Holldack hatte „MrWissen2go“ eingeladen, einen Vortrag zum Thema Fakenews zu halten.
Nach einer kurzen Definition widmete sich Mirko Drotschmann drei Aspekten, nämlich wo findet man Falschmeldungen, woher kommen sie und was kann man tun, um sie zu enttarnen.
Diese Fragen beantwortete er jeweils sehr anschaulich mit aktuellen Beispielen und zeigte, wie diese irreführenden Meldungen in letzter Zeit v.a. mithilfe von KI immer glaubwürdiger erscheinen. Durch die schnelle Vernetzung über soziale Medien und Chats wird den Falschmeldungen wie in einem Schneeballsystem eine virale Verbreitung ermöglicht, ganz anders als noch vor ein paar Jahrzehnten.
Einige Schüler:innen erkannten Bilder wieder, die ihnen ebenfalls begenet waren: der Papst in Designerrobe oder Donald Trump in Handschellen. Der Referent ermahnte die Zuhörer:innen, stets die Quellen zu prüfen, bevor sie Bilder oder Nachrichten teilen. Als mögliches Werkzeug nannte er die Rückwärtssuche von GoogleLens und zeigte die Fakencheck-Seite Mimikama. Bei KI-generierten Bildern riet Mirko Drotschmann den Schüler:innen, auf Finger, Beine und Augen – v.a. im Hintergrund – zu achten. Dort schlichen sich aktuell noch Fehler ein. Es sei bei dem ganzen Informationsangebot enorm wichtig, die Dinge zu hinterfragen. Gerade da sich die KI rasend schnell entwickelt, plädierte er dafür, Regeln im Umgang mit KI zu festzulegen. Denn es müsse nicht alles möglich gemacht werden, was technisch möglich ist. Als Beispiel nannte er aus dem medizinischen Bereich das „Designen“ von Embryos, das sei möglich, aber dennoch nicht praktikabel.
Mirko Drotschmann betonte immer besonders den manipulativen Aspekt von Falschmeldungen, weshalb die Aufklärung deutlich langsamer und weniger effektiv von statten gehe. Die Folgen dieser Meldungen seien unterschiedlich. Einzelne oder Gruppen könnten ausgegrenzt werden oder manipuliert und vor allem würde dadurch die Demokratie destabilisiert. Worauf soll man sich in einem Meer von Falschmeldungen noch verlassen? Wem soll man glauben? Dies fühe zu einer großen Verunsicherung.
In einer Umfrage sprachen sich Internetnutzer:innen dafür aus, dass sowohl die Nutzer:innen selbst als auch die Plattformen etwas gegen die Verbreitung von Fakenews tun müssten. In einer Statistik zu Resistenz gegen Falschmeldungen belegt Finnland den ersten Platz, Deutschland rangiert mit dem achten Platz unter den ersten 20%.
Mirko Drotschmann erläuterte, dass es kein Gesetz gegen Fakenews geben müsse, denn das Grundgesetz sei valide – die Meinungsfreiheit ist ein wichtiges Gut unserer Gesellschaft, aber sobald gegen die freiheitliche Grundordnung gearbeitet wird, sei eine Grenze erreicht.
Dem Vortrag folgten die ca. 100 Schüler:innen gebannt, dass so mancher Lehrer überrascht war. Das Thema sprach die Zuhörer:innen an, was sich auch im anschließenden Fageblock zeigte.
Von Schüler:innenseite kam zunächst Dank, dass er als MrWissen2Go wegen seiner verständlichen Erklärweise einige Klassenarbeiten „gerettet“ habe, doch Drotschmann möchte seine Videos nicht als Ersatz für Lehrkräfte und Unterricht sehen, sondern als eine Art Nachhilfe, und er stellte augenzwinkernd seinen Vorteil heraus, dass man ihn im Gegensatz zu den Lehrkräften ja vor- und zurückspulen könne.
Weiter wurden auch Fragen beispielsweise zur Produktion und redaktionellen Arbeit an Mirko Drotschmanns Erklärvideos gestellt. In diesem Zusammenhang betonte dieser die Unabhängigkeit und nicht gegebene Einflussnahme auf seine Videos. Bezüglich der Zukunft seines YouTube-Kanals reizt ihn eine – ggf. durch KI sprachlich unterstützte – Verbreitung von Informationen in Ländern, wo die Informationsbeschaffung schwerer fällt.
Mirko Drotschmann betonte, dass Ungenauigkeiten und Fehler in den Medien klar von Fake News zu unterscheiden seien, weil es sich dabei nicht um bewusste Desinformation handeln würde, sondern schlicht um menschliches Versagen. Er hob deutlich hervor, dass die Transparenz von Medien wichtig sei und dass man auf die Menschen zugehen müsse, um Vertrauen in die Medien zu erreichen.
Die Recherche von Falschmeldungen, speziell auch von Deepfakes, sieht „MrWissen2go“ als herausfordernd an, und trotz deutlich besserer Überprüfungsmöglichkeiten sieht er die Gefahr des nicht neuen Phänomens der Falschmeldungen heute als größer an, da die Verbreitung so extrem schnell verlaufe. Er merkte an, dass es wichtig sei, auch auf abfällige Kommentare unter Fakenews und Videos zu reagieren, da Andere von diesen ebenfalls beeinflusst würden.
Generell sind daher aus Mirko Drotschmanns Sicht junge Menschen wichtige Aufklärungs-Botschafter im Bezug auf Fake News – an diesem Vormittag bekamen knapp 100 junge Menschen in der Josef-Durler-Schule wertvolle Impulse für diese wichtige gesellschaftliche Aufgabe.
Text: Susanne Früh, Michael Mohr
Fotos: Antje Brocke