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Wohin geht mein Weg?

Lebensperspektiven eröffnen mit den Respect Coaches in den AV-Klassen

Auch aus Steinen, die einem in den Weg gelegt werden, kann man etwas Schönes bauen, sinnierte Johann Wolfgang von Goethe vor mehr als 150 Jahren. Mit Goethe jedoch haben viele Schülerinnen und Schüler heute oft nichts am Hut, auch wenn an dem Spruch etwas Wahres dran ist.

Gemeinsam mit der Schulsozialpädagogin Jana Kehret ging Sozialarbeiterin Hatice Özütürk in den vergangenen 2 Wochen etwas praktischer und kreativer an die Sache heran, um mit den Schülerinnen und Schülern der AV-Klassen über ihre berufliche und persönliche Zukunft zu reflektieren. AV steht für Ausbildungsvorbereitung. In den AV-Klassen werden die Schülerinnen und Schüler an der Josef-Durler-Schule zur Berufs- und Ausbildungsreife geführt. Ein großer Teil des Unterrichts findet in den Werkstätten statt. Praktika sind ein wichtiger Bestandteil. Die Schulart bietet dabei die Möglichkeit, den Hauptschulabschluss zu erlangen.

Eine wichtige Fähigkeit dafür, sei es, sich Ziele zu setzen und zu reflektieren, wie diese Ziele erreicht werden. Oft fehle den Schülerinnen und Schülern schon ein solches Ziel, wie die AV-Lehrerin Busse-Özdemir zu berichten weiß.

Hatice Özütürk, Vorsitzende des gemeinnützigen Vereins „Die Brücke für den Dialog“ in Rastatt, begegnet den Jugendlichen bei solchen Themen auf Augenhöhe. Der Verein hat sich zur Aufgabe gemacht hat, eine Brücke zwischen Menschen mit unterschiedlichen kulturellen und religiösen Hintergründen zu bauen, die Gemeinschaft zu stärken und Lebensperspektiven zu eröffnen.

Der Workshop mit Hatice Özütürk in den AV-Klassen startete mit einem symbolischen Akt: Mit der Frage „Wo stehe ich gerade?“ wurden die Schülerinnen und Schüler angeleitet, einen möglichst hohen Turm aus Legosteinen zu bauen, der im Anschluss zerstört wurde, so dass ihnen sinnbildlich Steine in den Weg gelegt werden. Viele Schülerinnen und Schüler kennen solche Situationen des Scheiterns. Doch wie lassen sich die Steine aus dem Weg zu räumen? Wie kann man mit Niederlagen umgehen?  Wie kann eine Schwierigkeit überwunden werden? Um das zu ergründen, folgte eine kreative Phase: Wo sehe ich mich in 5 Jahren? Ihre persönliche Vorstellung zu dieser Frage wurde mit Legosteinen gebaut und visualisiert. Um eine Wohlfühlatmosphäre zu schaffen, lief während der kreativen Phasen die Lieblingsmusik der Schüler im Hintergrund. Viele große und kleine Wünsche, Träume und Ziele kamen bei der Präsentation der kleinen Kunstwerke zu Tage.

In den anschließenden Gesprächen reflektierten die Schülerinnen und Schüler, dass es vieler kleiner Schritte bedarf, um sein Ziel zu erreichen. Hierbei wurden sie individuell von Coachin Özütürk beraten. Genauso individuell konnten Angebote und Empfehlungen angenommen oder abgelehnt werden. Die Resonanz fiel dementsprechend gemischt aus. Eine Klasse entschied sich, das Projekt nicht weiterführen. Die Schülerinnen und Schüler der zweiten AV-Klasse bewiesen jedoch Durchhaltevermögen.

Gegen Ende des Workshops wurden Vorstellungsgespräche nachgespielt, um die Schülerinnen und Schüler darauf vorzubereiten. Auch hier wurde reflektiert, was gut und was schlecht war. Das Feedback der Beteiligten fiel positiv aus. Es hätte ihnen Spaß gemacht, mit Legos zu bauen. Vor allen, die Vorstellungsgespräche nachzustellen und zu üben, empfanden viele als hilfreich und die meisten fanden es gut, dass ihnen Raum gegeben wurde, sich über ihre eigenen Ziele Gedanken machen und darüber reden zu können, wie sie diese Ziele erreichen können.

„Die Brücke des Dialogs“ hat einigen Schülerinnen und Schülern der AV2 einen Weg aufgezeigt. Dieser Weg muss nun beschritten werden, damit aus allen Steinen, die im Weg liegen, etwas Schönes gebaut werden kann.

Im Zuge des Projektes unterzeichnete Schulleiter Sven Teichmann gemeinsam mit dem Verein „Die Brücke Rastatt e.V.“ einen Kooperationsvertrag in dem sich beide Seiten zu einer zukünftigen Zusammenarbeit im Sinne der Schülerinnen und Schüler einigten. Übergeordnetes Ziel ist eine Primärprävention von extremen und radikalen Haltungen.

Weitere Infos zu Bildungsangebot AV an der Josef-Durler-Schule:

Infos zum Verein „Die Brücke Rastatt e.V.“: https://diebrücke-dialog.de

Text: Heidi Skirde

Bilder: Jana Kehret, Heidi Skirde