Kunst und Kultur, Technisches Gymnasium

Dramatische Pflichtlektüre – Deutschkurse der Jahrgangsstufe 1 im Staatstheater Karlsruhe

Der Mensch muss sein Dasein erfahren. Im Schmerz. Im Rausch. Im Scheitern. Im Höhenflug. Im Gefühl der vollständigen Machtfülle über die eigene Existenz. Über das eigene Leben und den eigenen Tod. Das, meine arme, vertrocknete Mia Holl, ist Liebe. 

– Corpus Delicti, S. 92


Am Mittwoch, dem 5. Juli, besuchten die Deutschkurse der Jahrgangsstufe 1 begleitet von ihren Deutschlehrerinnen Patrizia Kühner und Laura Maier das Badische Staatstheater in Karlsruhe, um die derzeitige Inszenierung des Justizdramas „Corpus Delicti“ der bekannten Autorin und Juristin Juli Zeh anzusehen.

Als einer der bekanntesten Romane Zehs und gleichzeitiger Pflichtlektüre für das neue Abitur im Jahr 2024 konnten die Schülerinnen und Schüler an die bereits abgeschlossene Lerneinheit anknüpfen und durch die außerunterrichtliche Veranstaltung die Literatur in einer weiteren Facette rezipieren und im anschließenden Gespräch nochmals vertieft reflektieren.

Besonders nach der prägenden Pandemie rückte das zentrale Thema der Gesundheitsdiktatur in „Corpus Delicti“ noch stärker in den Mittelpunkt unserer Gesellschaft. Ein passendes und aktuelles Thema zur literarischen Erörterung: Wie weit darf ein aufgeklärter Staat gehen, um das Gesamtwohl über die individuelle Krankheit zu erheben? Impliziert das menschliche Sein im Grunde auch ein Recht auf Krankheit oder ist man bereits krank, wenn man nicht dauerhaft nach Gesundheit strebt?

Typisch für Zehs Werke überzeichnet sie von ihr kritisierte Aspekte unserer heutigen Gesellschaft und unseres politischen Zusammenlebens, um den Rezipienten zu einer kritischen Auseinandersetzung mit dem Themenkomplex anzuregen. Die oftmals thematisierte Erörterungsfrage, inwieweit wir uns bereits heute in einer Vorstufe der karikierten Gesundheitsdiktatur „METHODE“ befänden, zwingt Schülerinnen und Schüler offensiv, sich mit bestehenden Strukturen und Rechtsdiskussionen wie zuletzt während der Pandemie zu beschäftigen.

Neben dem literarischen Erfahren war es für die Schülerinnen und Schüler der vier Deutschkurse auch eine willkommene Gelegenheit sich unter den Kursen auszutauschen und einen schönen gemeinsamen Abend zu verbringen.

Text und Foto: Laura Maier